Es begann 1979 mit ein paar zaghaften Versuchen der Klassenkameraden im Münchner Michaeligymnasium: Thomas „Haber“ Haberzeth und Andreas Sizmann trafen sich im elterlichen Wohnzimmer und versuchten mit Hilfe einer einfachen „Jazzschule“ für Klarinette und Piano improvisierte Musik zu machen. Die Besetzung war ein wenig dünn und so rekrutierte Thomas noch ein paar weitere „Musiker“ aus dem Michaeligymnasium: Mit Christoph „Fedi“ Federle (Bass), Bertrand „Bertl“ Hirl (Gitarre) und Stefan Schneider (Sax) formten sie schon fast eine richtige Band. Es fehlte noch das Schlagzeug. Auch hier bot die Schule bis dahin unentdeckte Talente. Herbert „Banani“ Wittemer aus der Mittelstufe konnte zwei Sticks halten schon war die Band komplett. Nach ersten Proben im Übungsraum der AG-Schulband wurde bald schon wieder in ein elterliche Räumlichkeiten (diesmal lärmbedingt: Keller) umgezogen. Es folgten erste Auftritte im Aufenthaltsraum des Michaeligymnasiums zu den legendären Kleinkunstabenden.
Schon winkte der erste externe, öffentliche Auftritt im Mitmachzelt des Kulturverein Trudering e.V. Immerhin spielten hier so bekannte Größen wie der Zither Mane, Gurkenkönig (heute als Ringsgwandl bekannt), oder Willy Michl (damals Ois is Blues, heute Isar-Indianer). Unser erstes Plakat entwarf Andreas Sizmann.
1982 konnte Stefan endlich seinen Bruder überzeugen, mir seiner Trompete von der klassischen Musik auf Jazz umzusteigen uns schon hatten wir einen Bläser mehr.
Anstelle der Schule bringt nun die Uni die Kontakte.
1983 kommt unser Bassist mit seinem Kommilitonen Felix Hoderlein auf Jazz zu sprechen. Dieser spielt Klarinette, schwenkt aber auf Posaune um, damit wir unseren Bläsersatz komplett bekommen. Im gleichen Jahr ersetzt Felix´ Bruder Matthias unseren Gitarristen Bertl und weil zum Dixie ein Banjo gehört, lernt er das kurzerhand dazu.
1988 verlässt Christoph Federle, der bis dahin den Bass stets mit Pflaster (er ist ja schließlich Mediziner) zupfte, die Band, um in Wien die restliche Schulmedizin zu lernen. Roland Holley, gut drei Jahrzehnte älter als die restlichen Bandmitglieder, ersetzt ab Mai 1988 den so wichtigen Bass und bringt aus seinem langen Musikerleben viel Erfahrung in die Band.
1989: Studioaufnahme bei Lumpi. Ergebnis eine MC
Es folgten Auftritte im z,B. Deutsches Theater (Schwarz Weiss Ball im Silbersaal, mit Gast-Sänger Mikel March),
im Gasteig (kleiner Konzertsaal) mit dem Männergesangsgruppe Eckspanner.
Außerdem ließen wir uns an einem Wochenende von Jazzprofessor Joe Viera coachen.
Einige Ammersee-Rundfahrten auf dem Raddampfer Dießen.
Dampferrundfahren mit heißen Weißwürsten an heißem Jazz (bis der Hagel kam…)
Für 1,5 Jahre muss die Band auf ihren Pianisten verzichten. Der studiert Physik in den USA und bringt einige neue Impulse aus der dortigen College-Big-Band mit zurück.
Diverse Jazzfrühschoppen im alten Jazzclub Unterfahrt incl. Featuring Nippso Brandner.
Andi (p) ging wegen der Quantenoptik wieder in die USA und verlässt deshalb die Band.
Aus deren Archiv: Di. 22.12.1998: HABERJAZZBAND Endlich zu Gast in der neuen Unterfahrt! Im Trio bis zur 8-Mann-(fast) Bigband swingt die Haberjazzband seit 19 Jahren vom Dixieland bis zur Westküste. Andreas Schneider (tp, flh), Thomas Haberzeth (cl, voc), Felix Hoderlein (tb), Stefan Schneider (ts, bcl), Fritz Tiller (p), Roland Holley (b), Matthias Hoderlein (bj, git) und Herbert „Banani“ Wittemer (dr). Eintritt 16,—/Mitglieder 8,— DM
In der Unterfahrt erklärten wir durchs Mikro, dass der Platz am Klavier vakant sei. Aus dem Publikum meldete sich spontan Fritz Tiller, der dann ab Mai 1991 mehr als 10 Jahre bei uns die Tasten drückt.
2004: Start unseres monatlichen Auftritts: Afterworkjazz im Conti-Bistro.
2005: Unser Bassist Roland geht „in Rente“. Nach einigem Suchen finden wir einen neuen Bassist: Markus Wagner, der in Mannheim gerade sein E- und Kontrabasstudium beendet hat und nach München kommen will. Fritz, unser Pianist ist in Zeitnot. Er sorgt selbst für einen Nachfolger und so drückt fortan Wiggerl Kugler, als nunmehr Dritter auf dieser Position die Tasten. Wiggerl spielt nicht nur professionell Klavier sondern mit ihm hat die Band nun auch einen eigenen Toningenieur.
2006 Bürgerzentrum Trudering. Vom lokalen Kulturkreis werden wir für ein Konzert engagiert. Wir ließen uns von der Jazz-Sängerin Gerti Raym unterstützen.
2007: Der monatliche Afterworkjazz mit der Haberjazzband in der Münchner Innenstadt geht ins 3 Jahr!
2007: Felix, unser bis dahin immer währender Posaunist, siedelt aus beruflichen Gründen nach Heidelberg um. Franz Schledorn, frisch diplomierter Jazz-Posaunist, folgt ihm nach.
Mai 2009: Fünf Jahre Afterworkjazz im Conti Bistro in München. Was als Experiment begann hat sich fest etabliert. Die Wirtin Frau Schelhorn und viele Stammgäste lassen das Conti jeden ersten Mittwoch im Monat von 18-22 Uhr zu unserem ein zweiten Wohnzimmer werden.
2009: 30 Jahre Haberjazzband – Jubiläumskonzert in Kulturzentrum München-Trudering
Inzwischen kann die Haberjazzband eine Next-Generation-Band präsentieren, die Stefan extra für eine Oh when the Saints – Einlage aus den Bandkindern zusammen gestellt hat.
Bei der Gelegenheit treffen sich erstmalig wieder alle bisherigen Bandmitglieder. Zum Teil haben wir uns mehr als 2 Jahrzehnte nicht mehr gesehen!
2012: Dan Bauerfeind ersetzt Franz Schledorn an der Posaune.
2014: Jubiläumsfeier: 10 Jahre Afterworkjazz mit der Haberjazzband im Conti-Restaurant.
2018: Open Air Konzert in Grafengehaig anlässlich 700 Jahrfeier. Dahzu hat der Kritiker Klaus Klaschka schön geschrieben: https://www.infranken.de/regional/kulmbach/grafengehaig-ein-deja-vu-nach-18-jahren;art312,3557966
Hier ein Auszug: „… Die HJB spielt Old-Time-Jazz wie Dixieland, „Klassiker“ von Duke Ellington und Swing aus den 60er Jahren vom Feinsten. Die Improvisationen sind frisch, aber nicht aufdringlich, und wirken nicht ausgeklügelt. Eigentlich macht die Band jeden Musikkritiker arbeitslos, denn wer an ihr etwas aussetzen wollte, würde das nur aus purer Böswilligkeit tun… Und so sah und hörte es auch das Publikum in Grafengehaig: Der Applaus nach den Stücken und den jeweiligen Improvisationen war nicht nur anstandshalber, sondern aufrichtig. Das Konzert der „Haberjazzband“ war in der Mitte der diesjährigen 700-Jahr-Feierlichkeiten kein „würdiger“, sondern ein entspannter, fröhlicher Beitrag.“
2019: 40-Jahre Haberjazzband! Mit 200 geladenen Gästen feierten wir wunderschön unser grandioses Jubiläum in der schönen Echardinger Einkehr in München – ganz nahe unseres Gründungsortes Michaeli Gymnasium. Als die Fangemeinde zusammen war zapfte unser Bandleader Thomas Haberzeth das von Augustiner gespendete Fass mit drei Schlägen wie ein Profi an und die Matinee begann mit einer duften Jam Session. Begleitet von Reinhard Windemuth an der Gitarre und ein paar HJB-Musikern zeigte Joannes Servi, dass auch eine diatonische Ziach (Steirische Quetsch’n) zum Jazz geeignet ist – wenn man so virtuos spielt wie er. Etwas Neues für unsere langjährigen Fans. Und der junge Max Pententrieder zeigte am Tenor-Sax, dass es ambitionierten Jazznachwuchs gibt. Abgerundet wurde die Session noch mit Altmeister Fritz Tiller am Piano und der unvergleichen Gerti Raym am Gesang. Gründungsmitglied Andreas Sizmann und BR-Jazzredakteur Marcus A. Woelfle, ein alter Bekannter vom Michaeli-Gymnasium, jazzten am Piano und der Geige. Weiteres High-Light: unsere drei Bassisten (neben Markus noch Stefan Engels und Michael Schöne) gleichzeitig und als Trio auf der Bühne!
Dann führte unser Bandleader durch die Bandgeschichte, vor allem durch die ersten 10 Jahre, in der die Grundlagen für die vierzigjährige Erfolgsgeschichte gelegt wurden. Im dritten Teil, hier war das Bayerische Buffet schon weitgehend verzehrt, gab es noch Haberjazzband konzertant in Vollendung – und den Nachtisch.
2019, im Herbst, müssen wir ein trauriges Ereignis verzeichnen: Unser Alt-Bassist Roland Holley starb friedlich mit 91 Jahren.
Roland hatte ein erfülltes Leben als Musiker. Wir sind froh, dass er fast 15 Jahre unsere Band mit seinem professionellen Spiel und seiner großen Musikkenntnis berreichert hat. Wir begleiteten seinen letzten Weg am Sollner Friedhof stilecht mit dem Jazztrauermarsch New Orleans Function.
2020 kam der Corona-Virus. Neben unserem monatlichen Afterworkjazz im Conti-Restaurant hatten wir einige schöne Auftritte in Aussicht, so z. B. ein Konzert im Kulturzentrum Trudering und wir hätten uns natürlich wieder für das internationale Jazzweekend in Regensburg beworben. Da wir immer am ersten Mittwoch im Monat im Conti spielen, hatten wir, nichts von einer Pandemie ahnend, Jan-Feb-Mar wie gewohnt bei vollem Haus die Gäste unterhalten (und schön gespiesen). Im ersten Lock down wagten wir ein Gartenkonzert für die Nachbarn, dann erlaubten es die Regeln mit Abstand etc. und verkleinerter Besetzung drei Monate im Conti. Aber dann kam die 2. Welle der Pandemie und die dritte Welle und nichts ging mehr.
Für unsere Profimusiker in der Band ist die Corona-Krise extrem bitter. Alternativen sind gefragt, wie z.B. die Arbeit in der Musikschule deutlich ausweiten. Dies führte dann auch zu Änderungen bei unserer Besetzung am Bass: Unsere langjährige Aushilfe Michael Schöne wechselt mit Markus die Rollen und spielt fortan fest mit uns.
Einen Ausweg aus der HJB-Abstinenz verschaffte uns die Digitalisierung: Wir rüsteten Anfang 2021 technisch auf und können seitdem online proben – und das Ganze streamen wir sogar gelegentlich live an ausgewählte Haberjazzband-Fans!
Nach Corona haben wir das „Jamulusn“, also die online Probe übers Internet, beibehalten. Eine grandiose Errungenschaft der Digitalisierung. Wir spielen jetzt wieder jede Woche zusammen. Außerdem verpesten wir nicht die Umwelt, weil niemand mit dem Auto zu unserem Übungsraum fahren muss.
Im März 2023 war es wieder so weit: Nach mehreren Anläufen fanden wir zwei Tage Zeit, um ins Tonstudio zu gehen. Die renommierten Bavaria Tonstudios in München mit ihrem sehr großen Saal erschienen uns passend, denn wir wollten alle Stücke gemeinsam live einspielen. Wiggerl war in Personalunion wieder Pianist und Tonmeister. Die Energiekrise war zu spüren: wir drängten uns zwischendurch immer wieder zum Heizkörper um uns aufzuwärmen oder spielten gleich mit Mütze. Die Stimmung war gut, die Kantine auch und so haben wir an 2 halben Tagen 11 Stücke auf Festplatte gespeichert. Und das, obwohl Stefan zwischendurch schnell mit der Klarinette nach Wiesbaden zu einer anderen Produktion fahren musste…
Wechsel am Piano: Wiggerl Kugler wanderte im Sommer 2023 in die USA aus. 20 Jahre hat er bei uns gespielt. Selber genau so alt wie die Band, hat Wiggerl uns musikalisch und tontechnisch bereichert und bei Problemlösungen aller Art ideenreich und tatkräftig unterstützt. In Netzwerk fanden wir mit Reinhard Windemuth einen neuen Pianisten, der im Januar 2024 beim Konzert im Truderinger Kulturzentrum mit What’s New sein Debüt gab! Bei der Gelegenheit haben wir auch unser Gruppenfoto für die Homepage aktualisiert. Im Andenken an Wiggerl hier das bisherige. Wir freuen uns auf Deine jährlichen Teufelsradbesuche und wünschen Dir und Deiner Familie viel Erfolg auf der anderen Seite des Teichs.